Maison Kirsch

In einem verschlafenen Dorf in Luxemburg steht die Maison Kirsch, direkt neben neuen Wohnbauten. Das macht den Einstieg unnötig spannend, besonders wenn man das Auto schlecht versteckt parken kann. Auf dem Nachbargrundstück wohnt der Sohn und der hat es laut anderen Berichten nicht gern, wenn Leute durch das Haus rennen. Damit fiel der Weg rechts herum aus. Also unter dem Tor auf der linken Seite hindurch. Das gefiel wohl dem Hund vom anderen Nachbarn nicht, zum Glück reagierte niemand auf das Bellen, vielleicht war es den Nachbarn mittlerweile auch schon egal. Dieser Lost Place war lange ein Geheimtipp, nun ist er gut besucht. Wir folgten also einfach den niedergetrampelten Pfad zur Hintertür. Vom warmen Wetter war drinnen nichts mehr zu merken, es war fast schon eisig. Wir fanden uns in einer Art Waschraum wieder, große betonierte Bottiche wurden einst wohl für die Wäsche oder Obst verwendet. Warum Obst? Nun wirklich bestätigen kann es keiner, auch weiß es keiner vom Sohn direkt, aber mit etwas Google findet man einiges über das Haus heraus. Scheinbar wurde hier Schnaps gebrannt, die vielen eingelegten Früchte und Konserven lassen auch darauf schließen. Hinter den Vorratsräumen begann das Wohnhaus, dieses verfällt zunehmend über die Jahre. Die Stützbalken in einem Raum bogen sich doch schon merklich nach unten. 1791 wurde das Haus gebaut, seit den 80ern ist es verlassen. Drinnen finden sich noch Möbel, Staubsauger, sogar eine Leinwand, auf dem Tisch liegt noch Post und Persönliches. Interessant ist das Fehlen einer Toilette, diese ist laut anderen Urbexern auch nicht im Obergeschoss zu finden. Mein persönlicher Sicherheitsfachmann war dagegen, dass wir nach oben gehen, nun gut, von den aktuellen Bildern gibt es dort auch nicht mehr so viel. Der Ort ist, wie gesagt, mittlerweile sehr baufällig und recht bekannt.

Aber was ist hier passiert? Warum räumt den der Sohn das Haus nicht aus? Was wir wissen ist, dass die Brennerei wohl einiges abgeworfen hat. Nachdem der Mann in den Sechzigern verstorben war, wurde seine Frau lange zum Pflegefall. Der Sohn steig zwar nicht in das Business des Vaters ein, Geld war aber trotzdem da. Seine Schwester war schon vor Jahren verzogen. Das Geld reichte auch für eine gute Pflege daheim und ein schönes Begräbnis. Hier schienen die Erbstreitigkeiten zu beginnen. Der Sohnemann musste wohl der Schwester erklären, dass es nichts mehr zum Erben gab, außer einem schlecht isolierten Haus und einem kleinen Grundstück. Testament war aber auch keines vorhanden oder zumindest war wohl die Schwester dort nicht vorgesehen. Die Familie der Schwester konnte jedoch nicht glauben, dass das ganze Geld weg ist und warf den Bruder vor, sich heimlich bereichert zu haben. Das Ganze wurde (oder wird immer noch?) von Anwälten geregelt.

Am Ende bleibt ein Haus, welches langsam aber sicher seine besten Jahre hinter sich hat, die Stützbalken werden auf jeden Fall immer weiter nach unten kommen. Vielleicht findet ja jemand im ganzen Schutt dann endlich die Toilette.

Cheers!

~ Roach ❤

3 Gedanken zu “Maison Kirsch

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