Sauna auf Norwegisch

Das ich einige Zeit in Finnland verbracht habe, habe ich ja schon öfter geschrieben. Zusammen mit einer Gruppe Freunde verbrachten wir einige Tage im verschneiden Saariselkä im finnischen Lappland. Mehr dazu lest ihr hier.

Nun waren wir ja nur noch wenige Kilometer von der norwegischen Grenze entfernt und hatten die Möglichkeit auch dorthin zu fahren. Das einzige Problem war nun, dass es tiefster Polarwinter war und wir schon hier bereits nur etwa 3-4 Stunden Tageslicht hatten. Wie würde das also in den Fjorden auf 70 Grad nördlicher Breite sein? Einfach rum Fahren war ja auch nichts. Glücklicherweise bekamen wir schon vorher über die Reiseagentur, bei welcher auch die Unterkunft und der Bus gebucht war, den Tipp, dass es die Möglichkeit gibt, einen „Arctic Ocean Sauna Turn“ zu machen. Heißt: Eine Sauna steht mitten im Fjord nahe einem Strand, welcher direkt ins Polarmeer führt, ganz nach nordischer Art würde man hier nun statt in den Schnee in die arktische See springen. Warum eigentlich nicht? Klingt lustig, Termin gebucht!

Früh morgens starteten wir also Richtung Norden, nach etwa 2 Stunden erreichten wir die norwegische Grenze, von Grenze konnte man eigentlich nicht sprechen, kein Schild und kein Grenzposten zeigte einem an, dass man nicht nur das Land, sondern auch die EU verlässt. Jaja, da waren die Russen schon strenger 😉 Einen Halt machten wir dann aber für Kaffee und was zu Essen an der Tankstelle in Neiden direkt an der Grenze. Kleiner Tipp: Die Rippchen waren die besten, die ich bisher gegessen habe! Richtig schön saftig und gut gewürzt, dazu noch das einzige taurinhaltige Getränk aus Österreich, welches man wohl überall kennt. Nicht unbedingt gesund aber auch das muss ab und zu sein. In diesem Moment, nach einer langen Fahrt über verschneide und ungeräumte Straßen, passte es zumindest perfekt. Weit und breit gab es hier aber sonst nichts, von Norden leuchteten und bereits die ersten Hügel entgegen, rings herum fanden sich nur ab und zu vereinzelte Hütten und immer mal wieder ein paar Rentiere. Die Briefkästen der wenigen Bewohner der Umgebung fanden sich am Zaun vor dem Supermarkt, wer seine Post holen wollte, musste zwangsläufig hier vorbei. Dafür hatte die Tankstelle und der Laden alles, selbst Mozartkugeln fanden sich im Regal. Nun kam bereits das erste Licht, Saunieren würden wir wohl im Dunkeln.

Bis zur Sauna nahe dem Fischerdorf Bugøynes war es nochmal etwa eine Stunde. Die hügelige Landschaft Nordnorwegens grüßte uns in einem wunderbaren rötlichen Licht und schon nach Kurzem konnten wir das Arktische Meer sehen. Ein fantastischer Blick! Ich kann es euch gar nicht sagen. Noch ein paar Selfies und Fotos gemacht, dann ging es weiter! Nicht mehr weit. Als wir schlussendlich an der Sauna ankamen, dämmerte es schon wieder. Unser Saunameister hatte dafür aber schon eingeheizt. Also schnell umziehen, wegen dem Sprung ins Meer ging es ausnahmsweise sogar mit Badesachen in die Sauna. In der kleineren der beiden Saunas war es dann soweit, jetzt musste man sich nur noch überwinden, da gerade Ebbe war, war der Weg bis zum Wasser doch recht weit. Die Jungs starteten als Erstes und beruhigten uns, anscheinend ist es gar nicht so wild. Nach der Sauna in den Schnee hatte ich auch schon hinter mir, wird also nicht so schlimm sein. Zusammen mit den restlichen Damen der Gruppe rannten wir also wie verrückt (im Dunkeln) in die schwarze See. Das Ganze ist jetzt zwar schon eine ganze Weile her, aber das Gefühl, dass erste Mal ins gerade mal 5 Grad kalte Wasser einzutauchen war gewaltig! Das Gefühl, wenn sich jedes einzelne deiner Blutgefäße auf einen Schlag zusammenzieht! Es ist am besten mit einem vollkommen erfrischenden Kick zu beschreiben, welcher durch den ganzen Körper fährt. Trotzdem holte einen das wilde Wetter schnell ein, also nichts wie zurück in die Sauna. Das ganze Spiel dann noch ein paar Mal und wieder zurück in die Umkleide. Ein absolutes Highlight in meinem Abenteuer. Um alles noch abzurunden, fuhren wir noch ins Nahe gelegene Bugøynes für ein verspätetes Mittagessen, wobei es von der Dunkelheit her schon wieder ein Abendessen sein konnte. 😉

Bugøynes ist bekannt für seine Königskrabben und lebt auch in erster Linie davon, die einzige Cafeteria (gleichzeitig auch Hotel und Post) zu finden war im Dunkeln gar nicht so einfach. Am Ende gab es dann aber vom Besitzer höchstpersönlich eine leckere Fischsuppe serviert. Der Herr leistete uns auch noch etwas Gesellschaft, bevor er zum Gottesdienst in eines der anderen abgeschiedenen Dörfer musste. Er war nämlich nicht nur Hotelbesitzer, sondern auch Pfarrer und Lehrer in dem kleinen Örtchen.

Einfach klasse, Norwegen war immer schon ein Traumziel, dass ich auf diese Weise in seinen Bann gezogen werde (oder besser in seine Wellen) hätte ich auch nie gedacht. Das einzig Schade ist, dass wir nicht mehr Zeit, oder besser mehr Licht hatten. Ich würde euch gerne so viel mehr zeigen, die Bilder können das Erlebte kaum beschreiben. Dafür hat sich die Idee einer Rundreise in Norwegen von Süden nach Norden umso mehr manifestiert.

Entschuldigt bitte die teilweise verwackelten Handybilder, meistens war ich zu faul fürs Stativ und wegen der Dunkelheit war ein schneller Schnappschuss mit dem Handy einfacher als mit der Kamera.

Cheers!

~ Roach ❤

 

 

 

 

Ein Gedanke zu “Sauna auf Norwegisch

  1. Liebe Roach,
    was für ein ungewöhnlicher Ausflug! Nein, nicht Norwegen, ich meine die Sauna 😉 Richtig cooles Erlebnis!
    Ich mag Norwegen, kenne aber leider nur Oslo und Trondheim. Irgendwann möchte ich auch mal länger in dieses tolle Land. Aber dann wahrscheinlich im Sommer, da hat man ja etwas länger Licht.
    Viele liebe Grüße aus Hamburg,
    Tabea

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